Factor Investing: Doping für die Rendite? – Einfach erklärt!

Der nachfolgende Beitrag handelt von Factor Investing und wurde von dem Autor des Blogs Geldhelden.org erstellt. Er beschreibt, dass es auch ohne Stock-Picking und Market-Timing möglich ist den Markt zu schlagen. Lediglich einige Faktoren sollten beachtet werden – Faktor Investing. Schaut euch gerne mal den Blog von Geldhelden an. Da gibt es eine Menge zu entdecken. Viel Spaß beim lesen des Gastartikels.

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Factor Investing
Factor Investing

Bizeps kommt von Training. Denn wer kein Eisen stemmt, dem hängen die Arme an der Seite schlapp wie Elefantenrüssel. Aber Training ist nicht alles; auch andere Faktoren türmen deine Muskeln: Ernährung, Trainingsweise… – und nein, das ist kein Fitness-Artikel. Wie nämlich Training Muskeln prallt, so prallt das Marktrisiko ihre Rendite – aber auch sie ist nicht alles: Factor Investing tut den Rest.

Was ist Factor Investing?

Warum outperformen diversifizierte Aktienportfolios mit Small Caps ihre Gegenspieler mit Large Caps? Das war vor 1992 ein blinkendes Fragezeichen in den Köpfen vieler Wissenschaftler. Deshalb gingen sie den Weg des geringsten Widerstandes: „Es wird wohl an den Fondsmanagern liegen“. Diese hatte den Ritterschlag wohl kaum verdient – und das bewies eine Studie von 1992 (Fama and French, 1992). In ihr stand:

„Our main results is (…) size and book to market equity capture the cross‐sectional variation in average stock returns associated with size, E/P, book‐to‐market equity, and leverage.“

Englische Rede, kurzer Sinn: Wichtig für uns sind die Worte „size“ und „book‐to‐market equity.“ Sie sagen nur: Über den Untersuchungs-Zeitraum von 1963 bis 1990 rentierten Small Caps besser als Large Caps und Value Aktien besser als Growth Aktien. Sind Sie noch beim mir?

Rendite kommt von Risiko, wie Blasen vom Wandern kommen. Doch zuvor erklärte man Risiko allein mit dem Marktrisiko: Weil die Kursen fallen und steigen, bekommen die Anleger mehr Rendite. Es muss eben eine Belohnung geben, wenn man seinen Kopf durch die Schlinge zieht.

Seit 1992 wird dieses Marktrisiko ergänzt von anderen Risikotreibern (Faktoren) – zusammen erklären sie 95 Prozent der Renditeunterschiede in einem breit diversifizierten Aktien-Portfolio. Das bedeutet: Für eine Über-Rendite ist es entscheidend, ob das Portfolio einzelne Faktoren übergewichtet.

Das heißt für Anleger? Sie können den Markt schlagen ohne Stock-Picking und Market-Timing. Sie müssen nur den Gesamtmarkt neu kneten – und dadurch einzelne Faktoren übergewichten. Aber welche Faktoren gibt es?

Welche Faktoren schlagen den Markt?

Die Faktor-Literatur ist aufgebläht wie ein Heißluftballon – über 300 Stück wurden aus den Daten extrahiert! Aber das ist für einen Investor unmöglich; gleichzeitig eine maßlose Übertreibung: Die meisten sind nur die ursprünglichen Faktoren frisch verpackt. Um ein ursprünglicher Faktor zu sein, muss er u.a. diese 4 Merkmale besitzen:

Persistenz: Er muss über einen längeren Zeitraum nachweisbar sein.

Allgegenwärtigkeit: Er kommt vor in verschiedenen Ländern, Regionen oder Branchen.

Investierbar: Investoren müssen ihn kosteneffizient ausbeuten können.

Vernünftig: Man muss ihn vernünftig erklären können – warum er risikoreicher ist und damit mehr Rendite bringt.

Von diesen ursprünglichen Faktoren möchte ich ihnen 4 vorstellen, die Sie in ihr Portfolio übernehmen können.

Factor Investing Small Cap Aktien

Small Caps sind kleine Unternehmen – nein, dazu zählt nicht der deutsche Mittelstand. Per definitionem – die nicht klar definiert ist – liegt ihre Marktkapitalisierung unter 1 Milliarde oder 860 Millionen oder 250 Millionen; je nachdem, wen man fragt. Aber es sind kleine Unternehmen, die ein großes Risiko mitbringen.

Warum haben sie ein größeres Risiko? Weil sie weniger diversifiziert sind und schneller ausfallen können.

Ein großer Irrtum: Es hat nichts damit zu tun, dass sie großes Wachstumspotenzial besitzen – Rendite kommt immer von Risiko.

Factor Investing Value Aktien

Value Aktien sind unterbewertete Aktien. Ihr Buchwert spiegelt sich nicht im Marktwert wider. Gemessen wird die Unterbewertung beispielsweise an diesen Kennzahlen:

– KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis

– KBV: Kurs-Buch-Verhältnis

– Dividendenrendite.

Diese billigen Aktien legen langfristig eine höhere Rendite auf den Tisch als Growth Aktien.

Momentum Faktor

Er wurde 1997 von Marc Carhardt der Riege hinzugefügt und sagt profan: Was in Bewegung ist, bleibt auch in Bewegung. Dies bezieht sich auf Aktien, die seit Kurzem eine hohe Rendite bringen. Der Momentum Faktor belegt nun, dass sich dieser Trend noch eine Weile fortsetzt – also die Aktie länger überperformt. Das Gleiche gilt natürlich ebenso in negativer Richtung.

Quality/Profitability Faktor

Dieser Faktor ist noch ein Frischling; gefunden wurde er erst 2011 von Robert Novy-Marx. Sein Konzept klingt zwar plausibel – ist es aber nicht sofort. Ich erkläre es ihnen: Der Quality Faktor besagt, Unternehmen mit hohen Profitabilitäts-Kennzahlen laufen langfristig besser als Unternehmen mit einer schlechten Profitabilität. Leuchtet ein, aber trotzdem flackert das Licht im Kopf.

Denn dieses Konzept beißt sich mit dem Axiom: Rendite kommt von Risiko. Warum soll ein gut geführtes Unternehmen risikoreicher sein? Dafür gibt es zwei Erklärungen: Profitable Unternehmen wachsen noch; ein großer Cashflow liegt folglich noch in der ungewissen Zukunft – und ist damit riskanter als jetziger Cashflow.

Eine andere Erklärung: Hoch profitable Unternehmen ziehen Konkurrenz an wie eine Kerze den Nachtfalter. Diese übernehmen das Geschäftsmodell und verringern den Profit des ursprünglich profitablen Unternehmens. Langfristig sinkt also der Gewinn – so steigt das Risiko.

Wie rentierte sich Factor Investing in den letzten 10 Jahren?

Diese Tabelle vergleicht die durchschnittliche jährliche Brutto-Rendite der genannten Faktoren im MSCI World Index (Referenz 29. Mai 2020).

ZeitraumMSCI World (nur Marktrisiko)MSCI World Small CapMSCI World ValueMSCI World MomentumMSCI World Quality
3 Jahre5,912,040,1812,9212,85
5 Jahre5,844.012,2711,2411,41
10 Jahre9,289,127,2014,1013,55

Quelle: msci.com/documents

Die Faktoren wirken also nicht immer: Small Cap und Value liefen z.T. schlechter als der normale MSCI World. Dafür haben Momentum und Quality überperformt. Dieser Wind kann aber schnell drehen: In den nächsten 10 Jahren kann es sich andersherum verhalten.

Das ist die Krux von Faktoren: Sie treten nicht jährlich auf, sondern statistisch über einen längeren Zeitraum – das kann gerne 20 Jahre schiefgehen. Wer also auf Faktoren setzt, muss daran glauben; er kann auch jahrelang unterperformen.

Das gilt besonders für einen weiteren Faktor: Dividenden. In den letzten 20 Jahren haben Dividenden-Aktien sehr gut performt – eben, weil die Zinsraten so niedrig waren. Die Jahre davor sah es aber anders aus; von 1926 an bis 2000 waren Dividendenaktien oft jahrzehntelang unattraktiv. (Quelle: factorreasearch.com: RESIST THE SIREN CALL OF HIGH DIVIDEND YIELDS).

Factor Investing Fazit

Auch ohne Stock-Picking und Market-Timing lässt sich der Markt schlagen. Der Schlüssel sind Faktoren – das sind Risikoprämien, die die Rendite bestimmen. Statistisch lassen sie sich langfristig nachweisen, können aber auch jahrzehntelang ausfallen. Deshalb muss man auf sie vertrauen, falls man Durststrecken ertragen will. Am besten abbilden lassen sich Faktoren mit einem breit gestreuten ETF oder Indexfonds.

Mit einzelnen Aktien Faktoren nachzubilden ist natürlich auch möglich – allerdings teurer und risikoreicher.

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Über Robin, den Autor:

Als Redakteur im Geldhelden Blog glaube ich daran, dass Finanzielle Bildung ein Grundrecht ist. Nur so hast du eine reale Chance auf Erfolg und Glück im Leben.

Bei den Geldhelden lernen Menschen passives Einkommen nebenbei aufzubauen, das eigene Geld richtig abzusichern und erfolgreicher zu investieren.

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Ein Gedanke zu “Factor Investing: Doping für die Rendite? – Einfach erklärt!

  1. Man muss aber beachten, dass sich diese Überrendite nur jetzt im Nachhinein (Backtesting) nachweisen lässt. Wenn die Breite Masse die Vorteile des Factor Investing erkannt hat, bewerten sie die spezifischen Aktien besser, so dass die Preise diese Aktien steigen und der Vorteil des Factor Investing somit wieder verpufft.

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