Der nachfolgende Artikel „Zuora und Baozun: Zwei Wachstumsaktien mit Potenzial“ ist von einem Video-Blogger verfasst worden, dem Finanzbär. Er beschäftigt sich auf YouTube mit Wachstumsaktien mit Potenzial. Zwei solcher Aktien möchte er heute mit Zuora und Baozun vorstellen. Viel Spaß beim lesen.
Hallo! Ich bin der Finanzbär, ich bin Mitte 20 und beschäftige mich seit dem ich 17 bin mit dem Thema Börse und Investieren.
Nach meinem Ingenieursstudium bin ich bei einem großen Industriekonzern eingestiegen und arbeite seit mehreren Jahren dort.
Ich war immer eher der sparsame Typ. So hatte ich mit 18 schon etwas Geld gespart, welches ich dann relativ spontan in Aktien gesteckt habe.
Das war damals die Allianz, Alibaba und Morphosys. Ich war extrem erstaunt als Alibaba um 30 % im Preis stieg und ich ein grünes Plus im Depot hatte.
Als dann auch noch die ersten 50 € Dividende von der Allianz eingebucht wurde (ich wusste damals nicht mal was das ist), war für mich klar, dass ich an diesem Thema weiter rumforschen muss.
Ich habe über die letzten Jahre immer mehr Assetklassen aufgebaut und bin mittlerweile in etwa 12 Vermögenswerte diversifiziert.
Neben Einzelaktien, ETF, REITs, Tagesgeld findest du bei mir auch P2P, Kryptowährungen, Gold, Genossenschaftsanteile und Unternehmungsbeteiligungen.
Eine erste Immobilie ist gerade in Planung. Ich bin kein großer Fan in meinem jungen Alter auf den „Dividenden-Hype“ aufzuspringen.
Wenn eine Firma eine Dividende zahlt, ist das okay, aber für mich kein Auswahlkriterium. Ich kaufe aktuell verstärkt spannende Wachstumstitel und stelle diese auf meinem Youtube Channel Finanzbär vor.
Ich stecke Geld in Firmen, von denen ich erwarte, dass Sie mir eine extreme Mehrrendite geben. So habe ich z.B. eine größere Position in Zuora und Baozun. Da diese Unternehmen vielen noch kein Begriff sein dürften, möchte ich euch diese kurz vorstellen:
Ich liebe Unternehmen aus der Software-as-a-Service (SaaS) Branche. Firmen mit einem digitalen Geschäftsmodell, hohen Margen und wiederkehrenden Umsätzen. Ich suche Unternehmen, die nicht alleine im Markt konkurrieren, sondern vom Wachstum eines gesamten Trends profitieren. Ihr erinnert euch: Nicht die Goldgräber wurden im Goldrausch reich, sondern der Verkäufer der Hacken. Ich suche also „Enabler“ von Megatrends, welche die Infrastruktur stellen.
Wachstumsaktien mit Potenzial: #1 ZUORA
Aktuell, auch bedingt durch Corona, gehen Internetfirmen mit einem Abomodell durch die Decke. Aber was bedeutet eigentlich ein Abomodell?
Folgende Beispiele werden euch bekannt vorkommen: Anstatt, dass ihr einen Film auf DVD oder ihn online kauft, bezahlt ihr monatlich einen Paketpreis an Netflix. Dasselbe bei Spotify: Ihr kauft keine physische CD mehr, oder noch moderner, kauft euch ein Album auf ITunes. Nein, ihr bucht einen monatlichen Paketpreis bei Spotify bei welchem ihr Zugriff auf die Software und den Inhalt erhaltet. Und genau diese Entwicklung wächst gerade rasant an.
Aus Produkten, werden Services. Aus einmaligen Produktkäufern, werden Subscriber.
Dieser Trend betrifft fast jede Industrie, wenn man mal einen genaueren Blick wirft. Wir leben in einer Zeit, in der Unternehmen neue Möglichkeiten suchen, Kunden noch stärker an das Unternehmen zu binden, um so den lebenslangen Umsatz den ein Kunde bringt zu maximieren.
Das erkennen nicht nur moderne Unternehmen mit Start-up Charakter wie Netflix. Der Konsumgütergigant Unilever hat vor einiger Zeit das Start-up Dollar Shave Club gekauft. Was hat Rasieren nun mit einem Abomodell zu tun, fragt ihr euch? Na ja, je nachdem wie viel ihr zahlt, bekommt ihr automatisch jeden Monat ein Päckchen mit neuen Klingen und Rasierschaum zugeschickt. Alles automatisiert und im klassischen Abomodell.
Das neue Konzept wirft aber auch einige Hürden für die Unternehmen auf. Die Kunden möchten Ihr Abo genau auf sich zugeschnitten haben. Es buchen, wann und wo sie wollen und nur dafür zahlen was sie auch tatsächlich brauchen. Wir brauchen also einen kompletten Shift von einem einmaligen Produktverkauf zu einem wiederkehrenden Prozess, welcher genau auf den Kunden angepasst ist.
Zuora Geschäftsmodell erklärt
Ein Unternehmen, was hierbei Hilfestellung anbietet wurde 2007 gegründet und heißt Zuora. Einfach gesagt ermöglicht die Software von Zuora, dass ein Unternehmen sein eigenes Abomodell-Produkt auf den Markt bringen kann.
Warum es für ein Unternehmen so schwierig ist von einem Einmal-Verkauf zu einem Subscriptionmodell zu wechsel zeigt die Kurzbeschreibung des Kaufprozesses:
Ein Kunde gibt eine Bestellung auf im CRM (Customer Relation Management System), bekommt einen Preis angezeigt, die Order wird ausgeführt, eine Rechnung verschickt, das Geld eingesammelt, der Umsaz verbucht und am Ende in der Finanzabteilung ausgewertet.
Wenn nun aber ein Kunde jeden Monat bezahlt, mit wechselnden Paketpreisen, Laufzeiten, Rabatten und resultierenden Rechnungen funktioniert diese Kette nicht mehr. Man benötigt eine komplett neue Architektur der Finanz-, Bezahl- und Bestellsysteme. Und genau hier kommt Zuora’s Plattform ins Spiel. Die Plattform deckt alle wichtigen Schritte ab, die es benötigt, um ein abgerundetes Abomodell umzusetzen.
Zuora bewegt sich also in einem sehr spannenden Wachstumsmarkt, den man mehr oder weniger selbst mitgestaltet.
Zuora ist aber nicht nur ein Fintech, man wickelt auch die Zahlungen der Kunden ab. Das heißt, man ist im Megatrend Payments ebenfalls vertreten.
Zuora selbst hat übrigens auch ein Subscription-Business-Model. Das heißt die Kunden zahlen hier monatlich Gebühren, um die Plattform nutzen zu können. Das ganze macht Zuora wie SAP in den Anfängen. Man will von Anfang an bei Kunden die Plattform-Lösung stellen und wenn der Kunde wächst und somit mehr Abos prozessiert, wächst Zuora gleichzeitig mit.
Das ganze nennen Sie „Land & Expand“. Wie erfolgreich das ist, zeigt auch die Statistik der letzten Jahre: Man ist so tief verankert in seinen Kunden, dass kaum jemand wieder abspringen kann. In den letzten drei Jahren hat Zuora lediglich einen einzigen Kunden verloren der einen Annual Contract Value von über 100.000 US-Dollar hatte.
Schauen wir uns die Entwicklung der Zahlen an: Der Umsatz ist seit dem IPO stark gestiegen, auf mittlerweile 276 Millionen US-Dollar. Margen-technisch bewegt man sich bei gesunden 50 %.
Man macht aktuell noch Verluste – wobei das bei der aggressiven Expansionsstrategie Land & Expand auch Sinn macht.
Der Platzhirsch, der sich am Anfang der Subscription-Bewegung die meisten Kunden sichert, wird diese langfristig behalten und davon zehren. Kunden sind z.B. Zoom, Docusign, HBO oder Fender.
Die Bewertung ist mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 4,6 ebenfalls für mich als günstig anzusehen. Zuora will in den nächsten Jahren profitabel werden und seine Machtposition ausbauen. Ich denke, aktuell kann man hier günstig und früh bei der Story dabei sein.
Wachstumsaktien mit Potenzial: #2 BAOZUN Aktie
Ein weiterer spannenden Trend, welcher schon länger etabliert ist, aber noch viel Potential hat, ist der online Handel oder auch genannt E-Commerce.
Ich will aber wieder nicht in ein einzelnes E-Commerce Unternehmen wie z.B. ZooPlus oder Windel.de investieren, sondern in einen Anbieter, der die nötige Infrastruktur stellt und somit vom gesamten Trend an sich profitiert.
Viele kennen hier Shopify. Die Aktie ist aber bereits sehr teuer und hauptsächlich in den USA aktiv, deswegen habe ich mich mal in Asien umgeschaut.
Bei meiner Recherche ist schnell eines klar geworden. Das asiatische Shopify ist eine Firma, die sich Baozun nennt.
Wenn man an E-Commerce „Ermöglicher“ in Asien denkt, kommt man an Baozun nicht vorbei. Die Firma hat eine aktuelle Marktkapitalisierung von ca. 2,3 Milliarden US-Dollar und ging erst 2015 an die Börse. Mit einem Marktanteil von 25 % ist man ebenfalls stark aufgestellt.
Gegründet in 2007 mit einem simplen Produkt folgten mehrere Finanzierungsphasen. Hier finde ich sehr interessant wer die Venture-Capital Geber waren. So hat bereits in der Series A Alibaba investiert.
Später kamen bekannte Unternehmen wie SoftBank dazu, welche schon durch Ihre Investments in Uber große Bekanntheit erhalten haben.
Die Finanzstarken Partner Alibaba und SoftBank halten immer noch große Aktienpakete und besonders Alibaba sehe ich als extrem spannenden Investor an, da diese ebenfalls im E-Commerce unterwegs sind.
Der Aktienkurs hat sich seit dem IPO eher seitlich bzw. abwärts bewegt. Aktuell notiert die Aktie bei ca. 33 €. Bevor ich auf die Bewertung eingehe, schauen wir uns das Produkt erstmal genauer an.
Wie gesagt, Baozun lässt sich stark mit Shopify vergleichen. Man will der Place-to-Go werden, wenn es um das Thema E-Commerce in China geht. Man ermöglicht Marken ihren Verkauf komplett ins Internet zu bringen und stellt dafür die Infrastruktur. Im Gegensatz zu Shopify, die sich eher auf kleine bis mittelgroße Unternehmen konzentrieren, setzt Baozun aktuell eher auf die ganz großen Brands.
So hat man im Bereich Fashion Marken wie Nike, Calvin Klein oder Zara an Board. Andere top Marken wie Microsoft, Adobe, GoPro oder Philipps sind ebenfalls Kunden von Baozun. Das Spektrum an möglichen Kooperationen ist gewaltig – sogar im Bereich Food konnte man Hägen Dazz oder Burger King gewinnen.
Aber was genau macht Baozun denn für die Unternehmen? Na ja, zuerst einmal stellt man die ganze IT die es benötigt, um einen online Shop aufzusetzen. Man betreibt und betreut die Online-Shops aber nicht nur.
Man stellt Services wie Kundensupport und bei Bedarf betreibt man Marketing für die jeweilige Marke. Wenn ein Kunde bestellt hat, übernimmt man ebenfalls den Verstand und die Logistik dahinter.
Besonders der Punkt Versand und Lagerung sind sehr spannend. Man lagert die Waren der Kunden in seinen eigenen Lagern ein und sobald jemand über den online Shop bestellt, wird die Ware von eigenen Zustellern oder 3rd-Party Partern an den Kunden verschickt.
So verdient Baozun Geld
Hier deckt man bereits einen Großteil vom Land Chinas ab und weitere Standorte sind in Planung. Dabei generiert man auf drei verschiedene Arten Umsatz: Über Servicegebühren, ein Consignment-Model und ein Distribution-Model.
Beim Servicegebühr-Modell zahlt der Kunde für die IT hinter den Stores, die Marketing Aktivitäten und den Kundenservice wie Telefonhotline und E-Mailverkehr.
Beim Consignment Model, zahlt der Kunde dafür, dass er seine Waren in Baozuns Lagerhäusern einlagern darf und diese bei Bestellungen an die Kunden geschickt werden.
Beim Distribution Model muss die Marke fast gar nichts mehr machen, Baozun entscheidet welche Ware in welcher Höhe auf Lager gelegt wird und Baozun selbst ist der rechtliche Besitzer der Waren.
Zusammenfassend lässt sich das Produkt so beschreiben: Eine (oft) westliche Firma, die schnellstmöglich vom E-Commerce Boom in China profitieren will, stellt sich einige Fragen wie: Welche Vertriebe und Marketingkanäle soll ich bespielen, wie funktioniert das mit dem 24h-Liefern an die Kunden, wie erreiche ich chinesische Kunden überhaupt, was ist ihnen wichtig? Wie funktioniert das ganze China-Ecosystem mit WeChat, Alibaba, JD.com oder TMALL?
Hier ist es einfach wichtig einen Allround-Partner an der Hand zu haben, der sein Handwerk versteht – und all das macht Baozun.
Fazit zur Baozun Aktie
Fassen wir also zusammen: Wir haben mit Baozun ein Unternehmen, welches vom E-Commerce Trend massiv profitiert – und das in China/Asien, dem größten E-Commerce Markt weltweit.
Wir haben die weltweit größten Marken und Kunden, die bereits auf der Plattform aktiv sind. Alibaba als Großaktionär ist eher eine Unterstützung als ein Konkurrent und wir sind bereits jetzt daran profitabel zu arbeiten.
Ziehen wir einen Vergleich zu Shopify um den gigantischen Bewertungsabschlag zu erkennen:
Die Firma 1 macht einen jährlichen Umsatz von 1,6 Milliarden und einen Verlust von 100 Millionen – hierbei handelt es sich um Shopify.
Die Firma 2 macht einen jährlichen Umsatz von 1 Milliarde und weist aber bereits ein positives Ebit aus – hierbei handelt es sich um Baozun.
Shopify soll 2020 40 % im Umsatz wachsen, Baozun um 25 %.
Natürlich sind die Zahlen unterschiedlich, aber ist hier so ein großer Unterschied zu Shopify, der eine derartig andere Bewertung rechtfertigt?
Während Baozun mit weniger als das zweifache des Umsatzes bewertet ist, zahlt man für die Shopify-Aktie aktuell fast das 60-fache. Um auf dieselbe Bewertung wie Shopify zu kommen, müsste sich Baozun vom aktuellen Niveau mehr als ver-30-fachen!
Corona wird einen Umsatz-Boost auf Baozun haben und die nächsten Q-Zahlen werden zeigen, ob der Markt das Potenzial von Baozun erkennt.
Ich hoffe, meine kurze Vorstellung konnte euch Zuora und Baozun und deren Aktien näherbringen. Eine tiefergehende Vorstellung der Aktien findet ihr auf meinem Youtube-Channel.
Auch weitere spannende 10-Bagger-Kandidaten Vorstellungen findet ihr auf meinem YouTube-Channel „Finanzbär“ und wenn ihr Fragen habt, meldet euch einfach. Bin immer für einen Plausch zu haben.
Ebenfalls veröffentliche ich alle Zahlen zu meinen Einnahmen, Ausgaben und Investments, was mir wichtig ist, da ich sehr transparent sein will.
Ihr findet mich unter folgendem Link: https://www.youtube.com/channel/UCFxPUPyzQQYaNfj0El4Ccqg
Viele Grüße
Euer Finanzbär
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Vielen Dank Finanzbär für die tiefen Einblicke in die beiden Geschäftsmodelle. Es war sehr spannend über beiden Wachstumsaktien mit Potenzial zu lesen.
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