Ein Megatrend, der sich in den letzten Jahren recht gut entwickelt hat, ist das Aquafarming. Hierbei handelt es sich um die Zucht von Wasserorganismen wie Fisch, Muscheln, Garnelen oder Algen in menschgemachten Systemen wie Teichen, Käfigen oder Röhren.
Der Megatrend hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, da die Nachfrage nach Meeresfrüchten und die Belastung der natürlichen Ressourcen zunehmen.
Aquafarming bietet dabei eine nachhaltige Möglichkeit, diese Nachfrage zu decken, indem es die Abhängigkeit von wild gefangenen Fischbeständen reduziert und die Umweltauswirkungen des Fischfangs minimiert.
Es gibt jedoch auch Herausforderungen bei der Durchführung von Aquakultur, wie zum Beispiel die Vermeidung von Krankheiten und Parasiten, die Kontrolle von Algenwachstum und die Vermeidung von Umweltverschmutzung durch Fischkot und unerwünschte Freisetzungen von Zuchtorganismen.
Die zusehends wachsende Nachfrage nach Meeresfrüchten, insbesondere Lachs, wird voraussichtlich weiter steigen. Dies ist auch dem Aufstieg der Entwicklungsländer geschuldet sowie dem Trend nach gesunden Lebensmitteln. Fisch gilt als besonders reich an Omega-3-Fettsäuren.
Problematisch aus Sicht von Investoren könnte sich eine mögliche Zusatzsteuer auf die Fischzucht in Aquakulturen auswirken, so wie sie zuletzt von der norwegischen Regierung diskutiert wurde. Führende Aquafarmer des Landes wie Mowi oder Salmar könnten hiervon hart getroffen werden. Aber es gibt auch Lichtblicke. So könnte eine Steuer wahrscheinlich zu Verlagerungen der Produktion ins Ausland führen. Oder es werden die Preise an die Kunden weitergereicht werden. Am Ende bleiben jedoch Unsicherheiten.
Mowi-Aktie: dominierender Marktführer
Mowi ist ein norwegischer Fischfarmer, der weltweit tätig ist und vor allem Lachs und Forellen produziert. Das Unternehmen ist einer der größten Aquakulturunternehmen der Welt und hat seinen Hauptsitz in Bergen, Norwegen. Es betreibt Farmen in Europa, Nord- und Südamerika und hat eine jährliche Produktion von 465.000 Tonnen Fisch im Jahr 2021 – Tendenz steigend.
Der Großteil der Fänge kommt aus Norwegen, gefolgt von Schottland, Chile und Kanada. Eine untergeordnete Rolle spielen die Fanggebiete in Irland und den Färöer Inseln. Spannend könnte sich die Mehrheitsbeteiligung an Artic Fish gestalten, die erst kürzlich vom Wettbewerber SalMar erworben wurde. Hier könnte sich mit Island ein neues Produktionsgebiet erschließen. Alternativen, um eine mögliche geschäftsschädigende Quellensteuer auf Lachs zu umgehen, sind somit vorhanden.
Was die letzten Quartalszahlen von Mowi sagen
Die Zahlen des dritten Quartals 2022 sahen recht zuversichtlich aus. So wurden Rekorde beim Produktionsniveau und dem Umsatz erreicht. Auch das operative Ergebnis stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Nicht nur eine erhöhte Produktion, sondern auch hohe Preise für Lachs waren für die gute Ertragslage verantwortlich.
Die Lachspreise unterliegen jedoch mehr oder weniger starken Schwankungen. Im Wesentlichen pendelten sie in den letzten Jahren in einem Korridor zwischen 4 und 7 Euro je kg – je nach Fanggebiet. Für einen Fishfarmer wie Mowi haben diese Preisentwicklungen aber entscheidende Auswirkungen auf die Umsatz- und Ertragslage. Zusammen mit den ebenfalls dynamischen Inputkosten ergeben sich teils starke Schwankungen beim Ergebnis, mit denen Investoren kalkulieren müssen.
Ausblick und Bewertung der Mowi-Aktie
Auf einen konkreten finanziellen Ausblick legt sich Mowi aufgrund dynamischer Preisentwicklungen nicht fest. Ein Produktionsvolumen von 460 Tsd. Tonnen für 2022 wurden zuletzt in Aussicht gestellt. Der Wert liegt nur geringfügig unterhalb des Vorjahreswertes. Für 2023 ist ein Wert von 470. Tsd. Tonnen geplant, was einem potenziellen Wachstum von 2,3 % entspricht. Die Haupttreiber sollten daher Wechselkurseffekte sowie die Entwicklung der Salomon-Preise und Inputkosten spielen.
Gemessen an der aktuellen Bewertung ist die Mowi-Aktie mit einem KGV von 12,3 und einer erwarteten Dividendenrendite von 3,84 % weder günstig noch teuer einzustufen. Je nach zukünftiger Lage der Lachspreise-Preise könnte aber ein Sachverhalt vorliegen.
SalMar-Aktie: Aqua-Farmer mit solider Dividende
SalMar ist ein norwegisches Unternehmen, das sich auf die Aquakultur von Lachs spezialisiert hat. Es ist eines der größten Lachszuchtunternehmen der Welt und hat seinen Hauptsitz in Frøya, Norwegen. SalMar betreibt Farmen in Norwegen und Island. Die jährliche Produktion lag zuletzt im Jahr 2021 bei über 186.000 Tonnen Lachs. SalMar besitzt eine 50-%-Beteiligung an Noskott Havbruk. Die 51-%-Beteiligung an Artic Fish wurde im Zuge wettbewerbsrechtlicher Auflagen an den Konkurrenten Mowi verkauft.
Rekordquartal und Ausblick
Laut den Zahlen für das dritte Quartal 2022 wurde ein Fangvolumen von 53,6 Tsd. Tonnen erreicht, was 7,6 % mehr als im Vorjahresquartal ist. Die Umsätze konnten dabei – dank guter Lachspreise – um 22 % auf 4,9 Milliarden norwegische Kronen gesteigert werden. Das EBIT sank jedoch um 5 % auf 903 Millionen norwegische Kronen. Schuld daran waren in erster Linie Bewertungsanpassungen aufgrund von Kosteninflation. Sie sind jedoch nicht zahlungswirksam. Für die ersten neun Monate 2022 steht ein Umsatzplus von 33 % in den Büchern bei einem Anstieg des EBIT von 62 % auf 4,7 Milliarden norwegische Kronen.
Der Ausblick für 2022 sieht ein Harvestvolumen von 215.000 Tonnen vor, was einem Anstieg von 8,6 % entsprechen würde. Deutlich gesteigert werden soll das Volumen im kommenden Jahr 2023. Geplant ist ein Harvest Volume von 280.000 Tonnen, was einem Plus von 30 % entsprechen würde. Der große Sprung soll dabei mit 63.000 Tonnen in norwegischen Gewässern gelingen. Damit würde SalMar die Planungen des Marktführers Mowi deutlich schlagen.
Bewertung der SalMar-Aktie
Mit einer erwarteten Dividendenrendite von 4,8 % sowie einem erwarteten KGV von 15,1 ist die SalMar-Aktie zwar etwas teurer als die des Wettbewerbers Mowi, dafür überzeugt SalMar mit einem stärkeren Wachstum. Auch gibt es mehr Dividende. Die Risiken lassen sich primär mit einer geringeren Diversifikation beschreiben. Der stärkere Fokus auf den Kernmarkt Norwegen erhöht zudem die Unsicherheiten rund um die mögliche Erhöhung der Norwegischen Quellensteuer auf Lachs.